5 Fragen an Matthieu Bordenave

5 Fragen an Matthieu Bordenave

Matthieu Bordenave veröffentlichte vor kurzem sein Debut-Album auf ECM. Keine schlechte Adresse für ein Debut- Album. Ich freue mich darüber, dass er die Zeit gefunden hat 5 Fragen für das Jazziversum zu beantworten.

Was macht für dich interessanten aktuellen Jazz aus?

Was mit in der heutigen „Jazzmusik“ auffällt, ist der extreme Reichtum seiner Einflüsse und Kulturen. Es gibt immer weniger globale stilistische Stränge, sondern persönliche Wege, im Grunde eine weitere Öffnung des Genres zu den Seiten hin

Als Synästhet verbindest du Klänge mit Farben. Ist Improvisation für dich Klangmalerei?

Für mich ist es vor allem eine Möglichkeit, aus dem harmonischen Text auszubrechen und andere melodische Wege gehen zu können. Eine bestimmte Klangfarbe ist wie eine Tür zur Abstraktion, die es mir erlaubt, Linien basierend auf der Harmonie, aber irgendwie schwerelos zu entwickeln und vor allem mit den anderen Musikern mehr aus dem Instinkt heraus in Dialog zu treten, als das Spiel aus einem festgelegten intellektuellen Rahmen heraus.

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Die Musik auf „La traversée hat sehr viel Raum. Lässt du deine Melodielinien fließen oder hast du Endpunkte oder andere Fixpunkte auf die du hin spielst?

Die Dramaturgie der Soli spielt in unserer Musik eine große Rolle, aber die Hauptachse ist, im Spielmoment gemeinsam Risiken einzugehen und vor allem jedem Klang Raum zu lassen.


Klassische Musik ist für dich wichtig. Was fasziniert dich als improvisierender Musiker am meisten an einer Musik die sehr stark auskomponiert ist?

Ich habe das Programm für „La traversée“ mit dem Bewusstsein geschrieben, viel Offenheit für die Interpretation der Stücke zuzulassen und zu versuchen, die Improvisationen nicht in ein präzises Schema zu pressen. Im Laufe der Konzerte haben wir uns immer mehr Freiheiten gegenüber dem Text genommen, bis zu dem Punkt, an dem er oft nur noch angedeutet wird. Mir gefällt die Idee, dass die Grenze zwischen dem Geschriebenen und dem Improvisierten verschwindet. Das erzeugt eine besondere Spannung. Natürlich geben die Kompositionen eine klare ästhetische Richtung vor, die französische Musik des 20. Jahrhunderts hat mich sehr inspiriert, vor allem die harmonischen Ideen von Messiaen oder Dutilleux, aber letztlich lebt die Musik weitgehend von der Intuition der einzelnen Mitglieder des Trios.

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Klassische Musik ist für dich wichtig. Was fasziniert dich als improvisierender Musiker am meisten an einer Musik die sehr stark auskomponiert ist?

Das Saxophonspiel habe ich erst einmal über das klassische Repertoire gelernt. Die Interpretation eines bestehenden Stücks ist eine andere Herangehensweise als an die Improvisation, die aber auch mehr Freiheiten birgt, als man auf den ersten Blick vermuten könnte. Wie man ein geschriebenes Werk mit allen Facetten seines Instruments zum Klingen bringt, und Fragen der Stilistik – auch das ist ja eine beständige Arbeit, die eigentlich nie beendet ist. Wenn man in das Werk eines Komponisten eintaucht, in die eigene musikalische Sprache und Stil von jemandem, lernt man für sich selbst unheimlich viel.

Mehr Informationen über Matthieu Bordenave gibt es auf seiner Webseite.

https://www.matthieu-bordenave.com/

Das Album gibt es hier:

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