5 Fragen an Heiner Schmitz
©Frank Wiesen
Heiner Schmitz ist nicht nur ein umtriebiger Jazz Saxophonist, er komponiert und arrangiert auch für große Klangkörper von der Bigband bis zu (Jazz) Orchester.
Was macht für dich interessanten aktuellen Bigband-Jazz aus?
Nachdem in den letzten Jahrzehnten aus der Bigband das Jazzorchester wurde, und es sich dementsprechend in verschiedenste Richtungen wie Impressionismus oder Minimal Music geöffnet hat, gibt es in letzter Zeit ein Revival an „klassischer“ Bigband-Musik, allerdings sehr farbenfroh und scharf gewürzt aufbereitet. Ich denke da zum Beispiel an John Beasley´s Monkestra oder die Arrangements von Django Bates, zuletzt mit Charlie Parker´s Musik. Hier werden wohlbekannte Jazztunes dekonstruiert und neu zusammengesetzt, allerdings auf erfrischende und teilweise auch sehr humorvolle Art und Weise.
Du hast mit der Odyssee, den sieben Todsünden, Beethoven und anderen Projekten immer ein außermusikalisches Thema. Wie wählst du die Themen aus und wie näherst du dich ihnen konzeptionell und kompositorisch? (Beispielsweise dem neuen Thema Heimat)
Die Themen wählen eher mich aus. Sie sprechen mich an, weil Sie so viele Schattierungen und Gegensätze beinhalten, dass ich mir ein ganzheitliches, abwechslungsreiches Projekt dazu vorstellen kann.Das geht mit den sieben Todsünden recht plastisch, auch Odysseus unterschiedlichste Abenteuer mit List, Kämpfen, Frauengeschichten und bewußtseinserweiternden Drogen dienten hervorragend als Grundlage für Kompositionen, die die damit verbundenen Emotionen anschaulich abbilden konnten.
Das Thema „Heimat“ kam eher zufällig über mich. Ich hatte für mein neues Bandprojekt schon ein paar Stücke geschrieben, als mir auffiel, dass diese alle bestimmte Personen, Stimmungen oder Erinnerungen in meinem Leben beschrieben, bei denen ich mich wohlfühle. So hab ich festgestellt, dass der Begriff Heimat – für mich aufgrund meines frühen Umzuges in der Kindheit von Leipzig nach Köln sowieso ein unscharf definierter Begriff- keinen geographischen Ort beschreibt, sondern ein Zustand des Wohlfühlens,
Wie wichtig sind beim Bigband arrangieren für die klangunterschiede und Kontraste der einzelnen Sections?
So wichtig wie dem Maler seine Farben. Letztlich reichen ein paar Grundfarben, die man entweder scharf abgegrenzt voneinander auftragen kann oder eben auch in verschiedensten Schattierungen miteinander kombinieren kann. Durch die Klangerweiterungen insbesondere der Holzbläser und der verschiedenen Dämpfer bei den Blechblasinstrumenten hat man fast schon ein orchestrales Arsenal an Möglichkeiten.
Du komponierst und arrangierst auch für Orchester. Welche Gemeinsamkeiten und unterschiede gibt es für dich beim Arrangieren für Orchester und Bigband.
Grob gesehen lassen sich beide Klangkörper in verschiedene Sections einteilen, wobei es für die Streicher, die oft die harmonische Grundlage im Orchester bilden, keine wirklich Entsprechung bei der Bigband gibt (am ehesten vielleicht das Klavier). Die Kunst, zielgenau zu orchestrieren, ist bei einem Orchester schon noch um Einiges anspruchsvoller, alleine schon ob der Vielzahl von Möglichkeiten, aber auch die größeren Dynamikunterschiede zwischen den einzelnen Instrumenten. Ausserdem beinhaltet das Schreiben von Akkordsymbolen – oft typisch für Rhythmusgruppeninstrumente bei der Bigband – eine jeweils immer unterschiedlich ausfallende Mitarbeit der Mitmusiker, sodass ein Bigband-Arrangement in der Regel nie genau gleich klingt.
Was ist für dich die größte Herausforderung als Dirigent?
Den schmalen Grat zwischen zu wenig fordern und zu viel wollen zu wahren.Cool – im Sinne von ruhig und souverän- zu bleiben, aber aus den Musikern trotzdem das Beste für die Musik rauszuholen.
Heimatstücke von Heiner Schmitz wird am 28.3.2021 als Livestream aus dem Kölner Loft übertragen.
https://www.loftkoeln.de/de/event/livestream-aus-dem-loft-heiner-schmitz-heimatstuecke/
Aktuelle Infos über Heiner Schmitz gibt es auf seiner Webseite: https://www.heinerschmitz.de/
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