5 Fragen an Johannes Ludwig

5 Fragen an Johannes Ludwig

Foto: Lea Bräuer

Unlängst veröffentlichte Johannes Ludwig das zweite Album des Fearless Trios. Choose Your Way ist ein Album, bei dem die Musik viele unerwartete Wendungen nimmt. Die Grenze zwischen Komposition und Improvisation scheint dabei oft fließend.

Was macht für dich interessanten aktuellen Jazz aus?

Ich brauche starke Melodien, die nicht konstruiert sind. Generell mag ich Musik, die nicht dem Intellekt entspringt, sondern einer starken Vorstellungskraft und Klangvorstellung. Es braucht viel Seele und Energie, kein krampfhaftes „an den Noten-Kleben“. Ohrwürmer sind gut und es muss fließen. Man merkt sofort, ob jemand beim Komponieren zuhört, was da passiert, oder ob es am Reißbrett entsteht.  

Wie wichtig ist die ein Bezug zur Jazztradition?

Ich komme da zu einem großen Teil her, aber in meinem eigenen Werk spielt der Bezug keine bewusste Rolle. Da ich so geprägt bin, ist der Bezug sowieso da (und die Tradition ist ja auch sehr groß und vielfältig), aber viel Musik, die ich mache, lässt sich wahrscheinlich nicht sofort in eine Kiste aus der Jazztradition stecken. Ich mache  die Musik, die aus mir rauskommt, wenn es Bezüge gibt, ist das ein von selbst eintretender Prozess, keiner, den ich bewusst eingehe. 

Wie wichtig ist dir „risikoreiches Spiel“ und der Überraschungsmoment beim spielen?

Extrem wichtig. Es gibt nichts langweiligeres, als alles im Voraus festgelegt zu haben und nicht im Moment zu agieren. Je nach Rahmen der Musik ist der Freiraum größer oder kleiner, aber schon eine einzelne veränderte Note kann einen Unterschied machen.  

Wie (bewusst) kreierst du Spannungsbögen mit der Band?

Das ergibt sich alles daraus, dass man sich gut kennt und Material gemeinsam erarbeitet. Wenn man es durchs Proben kennen gelernt hat und weiß, wie die Spannungsbögen der Kompositionen verlaufen, ergeben sich im Zusammenspiel von selbst organische Spannungsbögen und man kann die Musik in verschiedene Richtungen bringen und damit experimentieren, wie man es gestaltet.  

Wie wichtig sind für deine Musik die Begriffe „Schönheit“ und „Harmonie“ ?

Das kommt auf die Definition der Begriffe an. Schön kann vieles sein, auch wenn es vordergründig vielleicht nicht so empfunden wird – es kann schön sein, eine Dissonanz zu genießen oder sich in einem tonalen Reibungsfeld zu bewegen, das vielleicht nicht jeder mit „Schönheit“ assoziieren würde. Ebenso Harmonie – ein harmonisches gemeinsames Gestalten ist mir wichtig, ebenso bestimmen Harmonien die Farben meiner Musik – es muss aber nicht immer alles harmonisch im Sinne von reibungsfrei sein. Generell bin ich mit meiner Musik oft in einem emotionalen musikalischen Feld unterwegs, das viele Seiten ausleuchtet – reibungsärmere und reibungsstärkere Kontexte. Eine gewisse Melancholie schwingt oft mit in meiner Musik, was ich aber auch meistens unter „Schönheit“ für mich verbuche.

Weitere Informationen über Johannes Ludwig und das Fearless Trio gibt es auf seiner Webseite

 

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