Ed Partyka

Bigband sei sein Leben, sagt Ed Partyka über sich selbst. Neben einer. Neben einer Professur für Komposition und Arrangement in Graz ist er musikalischer Leiter des UMO Helsinki Jazz Orchestra und des Zürich Jazz Orchestras und Leiter seines eigenen Ensembles. Seit kurzem ist er auch der künstlerische Leiter des Landesjungenjazzorchesters Hessen. Ich freue mich, dass der umtriebige Musiker Zeit gefunden hat 5 Fragen zu beantworten.
- Du sagtest einmal „Bigband ist mein Leben.“ Was fasziniert dich an diesem großen Klangkörper am meisten?
Was mich im Moment am meisten an der Big Band (oder besser gesagt am Jazzorchester) fasziniert, ist die Entwicklung der Musik, insbesondere hier in Europa. Die Komponisten und Komponistinnen die für europäische Jazzorchester schreiben, bringen die Musik voran und integrieren ihre eigenen lokalen und nationalen Einflüsse in die Tradition der Big-Band-Musik. Was sich in den letzten Jahrzehnten entwickelt hat und was sich weiterhin entwickelt, ist einfach wunderbar anzusehen. Es gibt so viele junge Musikerinnen und Musiker, die dieser Musik neues Leben und neue Energie einhauchen. Neben den Komponistinnen und Komponisten hat sich auch das Spielniveau enorm verbessert und es wächst eine Generation von Musikerinnen und Musikern heran, die ihren klassischen Pendants technisch in nichts nachstehen (oft auf mehreren Instrumenten) und gleichzeitig auf einem äußerst ausgereiften Niveau improvisieren.
Du arbeitest mit vielen verschiedenen Bigbands auf unterschiedlichem Niveau. Wie stellst du dich auf diese unterschiedlichen Ensembles ein?
Als Erstes höre ich mir das Jazzorchester (Big Band) an. Dann versuche ich mir kritisch anzuhören, wie sie spielen und ich versuche Wege zu finden wie ich die Musik die sie spielen verbessern kann.
Das kann von Band zu Band sehr unterschiedlich sein. Bei jüngeren Big Bands müssen wir oft an Grundlagen wie Intonation und Timing/Groove arbeiten. Bei erfahrenen Big Bands sprechen wir mehr über die Richtung der Musik, das Klangkonzept und Details in der Phrasierung und Artikulation.
Ein weiteres Thema, das bei Big Bands die historisch wichtige Musik wie Duke Ellington aufführen oft zur Sprache kommt, ist die Entscheidung, ob wir versuchen sollten das Original zu imitieren oder etwas stilistisch Neues zu schaffen.
Da diese Musik im Vergleich zur klassischen Musik noch relativ jung ist, entwickeln wir die Aufführungspraxis noch weiter. Aber ich finde das ziemlich faszinierend, besonders wenn ich Ellington mit mehreren professionellen Jazzorchestern in verschiedenen Ländern während einer Konzertsaison dirigieren darf. Die Unterschiede in der Interpretation sind manchmal ziemlich groß, und es ist wirklich schön, die Tiefen der Musik aus verschiedenen Perspektiven zu erkunden.
Bob Brookmeyer war dein Lehrer und Mentor: Was war das Wichtigste, das du von ihm gelernt hast?
Ich habe so viel von Bob gelernt, aber das Wichtigste ist wahrscheinlich, sich der Kraft und Stärke deiner Überzeugungen bewusst zu sein.
Wenn ich im Unterricht etwas geschrieben hatte, das am Rande der akzeptablen Harmonie oder Melodie lag, fragte Bob oft, ob ich wirklich an das glaubte was ich geschrieben hatte. Er bat mich dann, es noch einmal mit Überzeugung und Glauben zu spielen und wenn es auf diese Weise gespielt wurde, klang die Musik richtig. Wenn es bei der Darbietung irgendwelche Zweifel oder Zögern gab klang die Musik falsch, als ob ein Fehler vorläge. Dieses Konzept wende ich bis heute bei meiner Musik an wenn ich an moderner, harmonisch anspruchsvoller Musik mit verschiedenen Big Bands arbeite.
Wenn die Musikerinnen und Musiker wirklich an das glauben, was sie spielen, dann wird die Musik, egal wie harmonisch oder melodisch kompliziert sie ist, richtig klingen.
Was sind für dich die wichtigsten Dinge, wenn du als Dirigent vor einer Band stehst?
Meiner Meinung nach ist Klarheit beim Dirigieren äußerst wichtig. Klare Anweisungen für einzelne Einsätze sowie Einsätze für Backgrounds und die gesamte Band in offenen Soloteile zu geben, ist eine der Hauptaufgaben eines Big-Band-Leiters/Dirigenten.
Effiziente Probenarbeit ist ebenfalls wichtig. Wir haben oft nur sehr begrenzte Probenzeit um eine große Menge an Musik vorzubereiten. Daher ist es äußerst wichtig, organisiert und effizient zu arbeiten. Das bedeutet kritisch zuzuhören, Prioritäten zu setzen und auch realistische Erwartungen an das zu haben, was im Rahmen einer Probe oder Arbeitsphase möglich ist.
Ein breites und tiefes Wissen über Musik (nicht nur Big Band) ist ebenfalls etwas, das nicht unterschätzt werden sollte. Es ist wichtig, die stilistischen Unterschiede zwischen den verschiedenen Strömungen der Big Band-Musik zu kennen. Da aber Big Band-Musik nicht in einem Vakuum existiert ist es auch wichtig, sich mit möglichst vielen Stilen und Arten von Musik auszukennen. Heutzutage kann Big Band-Musik alles von Elementen der klassischen Musik über Einflüsse der Volksmusik bis hin zu Harmonien der Popmusik umfassen.
Wie näherst du dich einem neuen Arrangement?
Als Erstes recherchiere ich.
Wenn es sich um ein älteres Stück handelt, z. B. einen Jazzstandard, versuche ich so viele verschiedene Aufnahmen und Versionen des Stücks wie möglich zu finden um zu hören, was bereits gemacht wurde. Manchmal gibt es interessante Elemente in älteren Versionen, die eine Inspiration sein können. Manchmal gibt es Dinge, die mich in die entgegengesetzte Richtung führen: Elemente oder Ideen, die ich definitiv nicht verwenden möchte! (Manchmal hilft das mehr als die positiven Dinge).
Dann beginne ich, mich in die Originalkomposition zu vertiefen und suche nach musikalischen Ideen, Melodiefragmenten oder Rhythmen, mit denen ich „spielen“ kann. Ich beginne, dieses Material zu manipulieren und zu erweitern, was in der Regel dazu führt, dass neue Ideen entstehen, die mit der Originalkomposition verbunden sind.
Während ich diese Arbeit mache fange ich auch an, über Instrumentierung, Orchestrierung, Harmonie und Form nachzudenken. Diese Elemente spielen beim Schreiben für Big Band eine ziemlich große Rolle. Insbesondere wenn man die Klangpalette der modernen Big Band (Jazzorchester) betrachtet. Als Arrangeur steht mir eine Fülle von Farben, Klangfarben und Texturen zur Verfügung, die ich in (hoffentlich) erfrischenden Kombinationen zu mischen versuche, um im Kontext der Big Band interessante neue Klänge zu erzeugen. Mit verschiedenen Stimmführungen, Reharmonisierungen und Chord-Erweiterungen kann ich jedem Arrangement meinen individuellen Fingerabdruck verleihen. Diese Arrangements werden dann lebendig, wenn dem geschriebenen Material kreative Jazz-Improvisationen hinzugefügt werden. Wie mein guter Freund und hervorragender Big Band Komponist/Arrangeur Emiliano Sampaio sagt: „That’s The Magic“
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